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Kein Erzahlen ohne Erkennen - keine Narratologie ohne Epistemologie. Jede Erzahlung bildet nicht nur eine Geschichte ab, sondern weist permanent auf die Voraussetzungen des Erzahlens hin, die im Zugriff auf die Erzahlinhalte bestehen. Eine Narratologie, die nicht blind fur diese Dimension des Erzahlens ist, muss ihr Verhaltnis zur Epistemologie ausloten. Dieses Verhaltnis hat einen historischen Index, den die Arbeit im 18. Jahrhundert verortet. Sie legt in einem ersten Schritt eine historische Narratologie der Aufklarung vor, die zeitgenossische Uberlegungen zum Erzahlen (Lessing, Blanckenburg, Engel) mit zeitgenossischen Epistemologien (Baumgarten, Herder, Kant) konfrontiert. Das Verhaltnis von Erzahlen und Erkennen stellt sich exemplarisch in Goethes fruhen Erzahlungen. Die Arbeit untersucht deshalb in einem zweiten Schritt die Austauschbeziehungen zwischen Literatur und Naturwissenschaft: Geologie und Briefroman, Biologie und Bildungsroman sowie Optik und Novellensammlung bilden drei Konstellationen: Ihr gemeinsamer Nenner sind epistemologisch strukturierte Erzahlverfahren, mit denen Goethe das moderne Erzahlen begrundet.